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Roger Nordmann

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NZZ 20.10.2015

 

Neue AKW rechnen sich nicht

Beznau I ist mit 46 Jahren das älteste AKW der Welt, und Beznau II ist seit 44 Jahren am Netz. Bei der Zukunftstechnologie Wasserkraft hat es einen Sinn, eine Durststrecke durchzuhalten, nicht aber bei Altreaktoren.

Die Schweiz betreibt mit Beznau I und II zwei sehr gefährliche Reaktoren: Metalldefekte im Druckbehälter und fehlende Dokumentation bei Beznau I, fehlende Betonhülle und eine zweifelhafte Erdbebensicherheit – offenbar wurde für den Sicherheitsnachweis ein 100-mal zu tiefer Grenzwert angewendet. Dazu kommt das hohe Alter. Beznau I ist mit 46 Jahren das älteste AKW der Welt, und Beznau II ist seit 44 Jahren am Netz.

Die reinen Produktionskosten in Beznau liegen bei rund 7 Rappen pro Kilowattstunde – doppelt so hoch wie der Grosshandelspreis. Diese Anlagen können somit nicht mehr gewinnbringend betrieben werden. Die Betreiberfirma Axpo kann möglicherweise gerade noch einen kleinen Beitrag zur Deckung der Kosten, die am Ende anfallen werden, erwirtschaften. Mangels Transparenz ist aber nicht einmal das erwiesen. Anstatt vernünftigerweise die Ausserbetriebnahme zu planen, wie die BKW bei Mühleberg, investierte Axpo sogar 700 Millionen Franken, damit die beiden Reaktoren bis zu ihrem 60. Geburtstag laufen können. Bei der Zukunftstechnologie Wasserkraft hat es einen Sinn, eine Durststrecke durchzuhalten, nicht aber bei Altreaktoren.

Dieses Festhalten an Beznau wird an der Tatsache nichts ändern, dass die Schweiz allmählich aus der Atomtechnologie aussteigen wird, schon nur weil für einen AKW-Neubau die Zeit, die Akzeptanz und die Rentabilität fehlen. Die Frage ist, ob die Reaktoren rechtzeitig oder zu spät – sprich: nach einem Unfall – ausser Betrieb genommen werden. In der dicht bebauten Schweiz, eine Million Menschen leben im Umkreis von 30 Kilometern um Beznau, muss dieses Risiko möglichst klein gehalten werden.

Um die Stromversorgung der Schweiz zu sichern, brauchen wir Beznau nicht. Bereits heute verfügt die Schweiz über genügend Leistung; das Pumpspeicherwerk Linth-Limmern der Axpo wird diese bald noch steigern. Der unerwartete Ausfall von Gösgen Mitte August, als die vier anderen AKW in Revision waren, hat die Solidität unserer Stromversorgung eindrücklich bewiesen.

Anders sieht es bei der im Jahressaldo benötigten Energie aus, wenn wir die AKW abschalten. Wenn wir nicht dauerhaft in Importabhängigkeit fallen wollen, sind Ersatzinvestitionen notwendig, etwa in die Solarenergie. Die heute installierten Photovoltaikanlagen decken bereits 2 Prozent des Strombedarfs. In der KEV-Warteschlange gibt es Projekte aller erneuerbaren Energien, die die Produktion der drei kleinen AKW mehr als kompensieren könnten. Während bei Wind und Wasserkraft die Bewilligungsverfahren lange dauern, kann man Photovoltaikanlagen rasch bauen.

Der Weiterbetrieb von Beznau ist ein Abwägen zwischen Risiko und Nutzen. Da die Anlage grosse Sicherheitslücken aufweist und zudem für die sichere Stromversorgung nicht notwendig ist, soll das Uvek die Betriebsbewilligung oder der Bundesrat die Rahmenbewilligung entziehen. Das liegt in deren Zuständigkeit gemäss Kernenergiegesetz. Dafür sollen die Fördermittel für erneuerbare Energien rasch deblockiert werden, was selbst mit der Energiestrategie nur halbherzig geschieht. Der Ständerat will einerseits die Förderung der erneuerbaren Energien rasch auslaufen lassen, andererseits hat er die Verschärfung der Sicherheitsverfahren für AKW, die älter als 40 Jahre sind, abgelehnt.

Oft wird gegen die Energiewende das Kostenargument vorgeschoben. Zu Unrecht: Erstens wird uns der Rückbau und die Entsorgung der AKW noch lange nach deren Abschaltung viel kosten. Zweitens liegen mittlerweile die Vollkosten von Strom aus neuen Kraftwerken zur Nutzung erneuerbarer Energien im Bereich von 10 bis 20 Rappen pro Kilowattstunde. Neue AKW sind also keinesfalls billiger. Der Vergleich mit den Produktionskosten von amortisierten Kohlekraftwerken darf dabei nicht die Messlatte für neue Anlagen sein. Jetzt gilt es, in zukunftstaugliche Energien zu investieren, statt zu zögern.

Roger Nordmann ist Präsident von Swissolar und Nationalrat (sp.).In der Rubrik «Was läuft falsch?» beschreiben Verbände und Organisationen, was sich ihrer Meinung nach in der Schweiz ändern müsste.

 

 

 

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